2020 feiert das Kupferstich-Kabinett seinen 300. Geburtstag. Es ist damit das älteste Spezialmuseum für Kunst auf Papier im deutschsprachigen Raum. Hier werden seit 1720 nicht nur Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen, Lithografien und andere Werke der Druckgrafik, sondern auch Zeichnungen und Aquarellen sowie – wesentlich für sein Selbstverständnis – Fotografien gesammelt, bewahrt und erforscht. Gewachsen im Kontext des jeweils aktuellen Zeitgeists, abhängig von den politischen und sozialen Entwicklungen sowie nicht zuletzt geprägt von individuellem Geschmack, tiefer Kenntnis, Geschick und Ambition der mit dem Museum verbundenen Persönlichkeiten, beherbergt das Dresdner Kupferstich-Kabinett heute mit mehr als 500.000 Werken eine der bedeutendsten Sammlungen seiner Art weltweit.

Die Hauptausstellung zeigt mehr als 200 Werke aus allen drei Jahrhunderten. Sie werden in thematischen Kapiteln und chronologisch nach ihrem Erwerbungszeitpunk präsentiert. Im Zentrum steht die Frage, wie sich die Sammlung in ihrer jeweiligen Gegenwart entwickelt hat, welche Kunst unter welchen Umständen erworben wurde und welche Strategien für das Ordnen und Erweitern des Bestandes maßgeblich waren. In der „Schatzkammer“ der Ausstellung kann das Publikum herausragende Meisterzeichnungen vom 15. Jahrhundert bis heute in einem dreiwöchentlichen Wechsel entdecken. Gleich zu Beginn haben die Besucher*innen die seltene Möglichkeit für kurze Zeit eine der Ikonen des Kupferstich-Kabinetts – die einzige Zeichnung des Jan van Eyck – neben vielen weiteren Kostbarkeiten in Augenschein zu nehmen.

Zunächst sammelten die sächsischen Kurfürsten Zeichnungen und Drucke im Kontext der Kunstkammer. Sie dienten als Wissensspeicher für Geschichte und Politik, gaben der Welt eine Ordnung und öffneten den Blick auf außereuropäische Kulturen. Dieser spezifische Blick auf Kunstwerke auf Papier im Kontext der 1560 eingerichteten Kunstkammer prägte auch in den nachfolgenden Jahrhunderten die Praxis im neu gegründeten Kupferstich-Kabinett –neben berühmten Meistern wie Albrecht Dürer oder Lucas Cranach sammelten die Kurfürsten auch Künstler, die am Dresdner Hof tätig waren. Im frühen 18. Jahrhundert wurden die Bestände der Kunstkammer aufgegliedert und die einzelnen Sammlungen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gegründet, die sich bis heute trotz mancher Neuordnungen und Umzüge erhalten haben. Für das Bestehen des Kupferstich-Kabinetts als Museum seit 1720 lassen sich drei große Themen in etwa ein Jahrhundert umspannenden Zeiträumen herauskristallisieren.

Quelle:skd